Freitag, 29. März 2024
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Standpunkte

Thema: Open Science -Wissenschaftspublikationen ohne Verlage?

Bis vor kurzem waren die Aufgaben im wissenschaftlichen Kommunikationsprozess klar zugeordnet: Der Wissenschaftler verfasst den Artikel, der von einem Herausgebergremium mit administrativer Unterstützung eines Verlages bewertet wird. Der Verlag erstellt das marktfähige Produkt (die Zeitschrift und zunehmend auch den Online-Zugang), das dem Wissenschaftler über eine Bibliothek zur Verfügung gestellt wird. Die Kosten für den Produktionsprozess trägt in der Regel die Bibliothek, die Verlage konnten nicht selten interessante Renditen erwirtschaften. Dieses etablierte Modell wird nun zunehmend in Frage gestellt, insbesondere durch das Internet: einerseits werden die in der Herstellung teuren Print-Ausgaben tendenziell obsolet, andererseits lässt sich der Begutachtungsprozess über das Internet effizient organisieren. Steigende Abonnementpreise, rückläufige Beschaffungsbudgets und die immer noch steigende Zahl von Wissensgebieten verstärken den Druck auf viele Bibliotheken und ihre Budgets weiter. Gleichzeitig prüfen die Gesetzgeber vieler Länder die urheberrechtlichen Schranken der Verwendung wissenschaftlicher Fachinformationen. Vor diesem Hintergrund wird in den letzten Monaten unter dem Schlagwort "Open Science" verstärkt das Szenario einer verlagslosen Wissenschaftskommunikation diskutiert. Mittlerweile existieren erste Online-Zeitschriften, die alleine von Wissenschaftlern getragen werden. Gleichzeitig haben einige Wissenschaftsverlage Änderungen an ihren Geschäftsmodellen vorgenommen.
Wie die wissenschaftliche Kommunikation in zehn Jahren organisiert wird, lässt sich heute noch nicht abschließend beurteilen. Trotzdem wollen wir Ihnen schon heute, und damit am Anfang der Entwicklung, einen Überblick über die Ansätze wichtiger Akteure geben. Ganz besonders gefragt sind dabei natürlich die etablierten Wissenschaftsverlage. Wir haben deshalb Derk Haank, CEO von Springer Science+Business Media, sowie Angelika Lex, Geschäftsführerin von Elsevier Deutschland, um eine Stellungnahme gebeten. Fehlen darf natürlich nicht die Sichtweise der "neuen Anbieter". Wir haben deshalb Prof. Dr. Eberhard Hilf, einen der prominentesten Vertreter der Open Science Bewegung in Deutschland und Geschäftsführer des Infrastrukturanbieters Science Networking, nach seiner Sichtweise gefragt. Mit entscheidend wird sein, wie die Bibliotheken als Einkäufer wissenschaftlicher Informationen auf die neue Entwicklung reagieren. Aus diesem Grund haben wir Prof. Dr. Elmar Mittler, Direktor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und Leiter einer Vielzahl von Projekten zur elektronischen Informationsversorgung, um eine Stellungnahme gebeten.

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